Kartoffelanbau

Digitalisierung auf dem Acker

Das Experimentierfeld Agro-Nordwest geht in die Verlängerung

Ein Landwirt, der mit dem Schlepper die Maisernte einfährt, während eine Drohne über dem Feld Beikrautvorkommen kartiert und Roboter, die auf dem angrenzenden Feld Unkräuter ausstanzen – das ist schon lange kein Zukunftsszenario mehr. Seit vielen Jahren befindet sich das Berufsbild des Landwirts und sein betriebliches Umfeld durch die voranschreitende Digitalisierung im Wandel. Diesen Wandel zu begleiten, Vorurteile abzubauen und den Landwirt als Anwender frühzeitig einzubeziehen, ist der grundlegende Erfolgsfaktor für die Nutzung der Digitalisierungsmöglichkeiten in der Landwirtschaft. Dieses Ziel verfolgen seit drei Jahren Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft und Landwirtschaft im Experimentierfeld Agro-Nordwest. Durch die Erprobung in realistischen Pilotanwendungen schafft dieses Projekt bedarfsorientierte Lösungsansätze und stellt dabei den Landwirt und seinen Betrieb im Schwerpunkt Pflanzenbau in den Mittelpunkt. Das Experimentierfeld Agro-Nordwest ist eins von 14 „Digitalen Experimentierfeldern“, die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zur Erforschung digitaler Techniken für Pflanzenbau und Tierhaltung gefördert werden. Vor diesem Hintergrund fand Ende September die jüngste Sitzung des Kompetenznetzwerkes zur Digitalisierung in der Landwirtschaft in Osnabrück statt, an der auch hochrangige Vertreter von BMEL und der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) teilnahmen. Diese hatten zur großen Freude aller Anwesenden den Förderbescheid für die zweite Phase des Experimentierfelds Agro-Nordwest bis Oktober 2024 im Gepäck und überreichten diesen den Projektverantwortlichen vor Ort.

Prof. Dr. Arno Ruckelshausen (Hochschule Osnabrück), Dr. Thomas Jarmer (Universität Osnabrück), Prof. Dr. Joachim Hertzberg (DFKI), Robert Everwand (Agrotech Valley Forum e. V.) und Prof. Dr. Dieter Trautz (Hochschule Osnabrück) als Vertreter des Projekts aus der Region Osnabrück im Agro-Technicum der Hochschule Osnabrück. Weitere Projektpartner sind die Arbeitsgruppen von Dr. Siegfried Behrendt (Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung IZT, Berlin) und Prof. Dr. Uta Wilkens (Ruhr-Universität Bochum).

In einer Kick-Off Veranstaltung am 1. Dezember hat das Konsortium aus Wissenschaftler*innen der Universität Osnabrück, der Hochschule Osnabrück, des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), der Ruhr-Universität Bochum, des Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) und des Agrotech Valley Forums e.V., sowie beteiligten Landwirten und Landtechnik-Unternehmen die Ziele für die nächsten zwei Jahre abgesteckt. Die Arbeiten in der zweiten Phase von Agro-Nordwest werden noch stärker den Transfer der Forschungsergebnisse in die Praxis fokussieren. Zudem zielen sie auf die Teilhabe auch kleinerer Betriebe am Praxisnutzen digitaler Technologien ab. Im Rahmen von Feldtagen und Technikvorführungen werden diese Versuche dem praktischen Anwender auch in der nächsten Projektphase nähergebracht.

Angeregte Gruppendiskussionen während des Kick-offs im Agro-Technicum der Hochschule Osnabrück.

Doch nicht nur der Einsatz von Landmaschinen mit innovativen, digitalen Technologien wird in den nächsten zwei Jahren untersucht: Agro-Nordwest stellt die Interdisziplinarität weiter in den Fokus und integriert erneut die Rechtswissenschaft, die Arbeitswissenschaft, die Technikfolgenabschätzung und die Betriebswirtschaft in die Untersuchungen. Auf diese Weise können Hürden des digitalen Wandels vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Akzeptanz, rechtlicher Gestaltungsspielräume und dem Zusammenspiel zwischen Technologieentwicklung, Nutzerbedarfen, Betriebsführung, Arbeitsgestaltung und Schulung eingeordnet und Wege zu ihrer Bewältigung aufgezeigt werden. Anknüpfend an Erkenntnisse aus der ersten Projektphase, bildet das praxisbezogene Vorhaben, die Akzeptanz des Einsatzes von digitalen Technologien in der landwirtschaftlichen Praxis zu verbessern und zu schulen, den dritten Schwerpunkt der Verlängerungsphase. Durch Service und Weiterbildung etwa von Berufsschullehrer*innen, Schüler*innen oder Fortbildungen vor Ort sollen die (künftigen) Anwender an Fragestellungen rund um digitale Technologien in der Landwirtschaft herangeführt werden.